Zugübung vom 17.02.2020

­Recht selten kommt es vor, dass wir ein Haus als Übungsobjekt zur Verfügung haben, in dem wir uns „Austoben“ dürfen. Einsatz von Wasser im Inneren, notfallmäßiges Öffnen von Fenstern und Türen ist oft wegen des damit einhergehenden Schadens zu Übungszwecken nicht möglich. Umso mehr sind wir erfreut, dass uns die Gemeinde Poing ein solches Gebäude zur Verfügung stellt. Es wird in Kürze abgerissen und das Grundstück wird als Erweiterungsfläche des gemeindlichen Friedhofs dienen.

Die Übungsleiter entscheiden sich für ein sehr realistisches Szenario: im Keller entsteht ein Brand, der sich ins Erdgeschoss ausbreitet. Durch die Rauchentwicklung ist das Treppenhaus ins Obergeschoss nicht mehr nutzbar. Oben befinden sich in zwei Räumen je ein Kamerad, die die Bewohner „spielen“ und die Einsatzkräfte unter Stress setzen. Im Erdgeschoss werden drei Dummies versteckt, ein Erwachsener und zwei Kinder. Von alldem wissen zum jetzigen Zeitpunkt die Übungsteilnehmer noch nichts.

Eine Zugübung ist eine Übung, die ein größeres Szenario möglichst realistisch bearbeitet. Neben den eigentlichen Tätigkeiten wie Personenrettung und Brandbekämpfung steht auch Kommunikation, Führung und Einsatzleitung im Fokus. Üblicherweise nehmen zwischen 20 und 35 Feuerwehrleute an einer solchen Übung teil.

Als Alarmmeldung wird von der Übungsleitung „Wohnhausbrand mit mehreren eingeschlossenen Personen (B3 Person), Plieninger Straße 16“ angegeben. Es rückt ein erweiterter Löschzug bestehend aus KdoW, LF, HLF und DLK aus. Da das Objekt sich direkt neben dem Feuerwehrhaus befindet entscheiden wir uns als Übungskünstlichkeit für eine längere Anfahrt, damit die Atemschutzgeräteträger das schnelle und sichere Anlegen ihrer Ausrüstung während der Fahrt üben können.

Der Einsatzleiter erkundet nach Eintreffen die Lage: 2 Personen ansprechbar im Dachgeschoss vorne und hinten. Laut Informationen der Betroffenen befinden sich eine weitere Person und zwei Kinder im Erdgeschoss bzw. Keller. Das Gebäude ist bereits komplett verraucht, im Keller und Erdgeschoss ist offenes Feuer zu sehen – dargestellt mit Lampen.

Als der Löschzug eintrifft, weißt der Einsatzleiter den Fahrzeugen ihre Einsatzaufträge zu: Das LF, Poing 41/1 fährt weiter zum Endbachweg und geht über Steckleiter ins Obergeschoss zur Personenrettung und Brandbekämpfung vor und stellt den Sicherheitstrupp. Das HLF, Poing 40/1 übernimmt das Erdgeschoss und Keller. Die Drehleiter, Poing 30/1 übernimmt die Personenrettung im Obergeschoss von der Plieninger Straße aus.

Die Gruppenführer geben ihre Aufträge an ihre Mannschaft weiter und parallel werden Leitern aufgestellt, Schläuche verlegt, Pumpen und Hydranten in Betrieb genommen und die Personen an den Fenstern betreut. Nach kurzer Zeit dringt der erste Trupp ins Gebäude vor. Bald kommt die Rückmeldung „eine Person gerettet“, gefolgt von weiteren gleichlautenden Meldungen in kurzen Abständen. Inzwischen wurde eine provisorische Patientensammelstelle eingerichtet. Bei echten Einsätze wäre inzwischen auch der Rettungsdienst mit mehreren RTWs vor Ort und würde dort die Patienten übernehmen.

Parallel zur Rettung der letzten beiden Personen wird ein Atemschutznotfall eingespielt. Eine Einsatzkraft unter Atemschutz hat plötzlich Atemnot. Auf die Funkmeldung „Mayday, Mayday, Mayday, 1 Feuerwehrmann mit Atemnot im Obergeschoss“ wird sofort der bereitstehende Sicherheitsstrupp losgeschickt um den Kameraden zu retten.

Nachdem alle Bewohner aus dem Haus gerettet wurden, werden noch die Lüfter in Stellung gebracht um den „Brandrauch“ aus dem Haus zu entfernen.

An der Stelle brechen wir die Übung ab und treffen uns zu einer Nachbesprechung. Der Übungsleitung sind einige kleinere Dinge aufgefallen, die wir verbessern können, wie Schlauchmanagement und Aufstellen der Steckleiter – diese werden in den Übungsplan einfließen.

Nun beginnt das Aufräumen und Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge. Gegen 21:00 Uhr sind wir damit fertig und können eine interessanten und lehrreichen Übungsabend abschließen.